MännerLiebelei

TinderDate: Dreißig PLUS.

Gemeinhin gilt es immer als eine Sache, die primär Männer an Tinder & Co zu beklagen haben: Profilbilder, die kaum noch mit der Realität übereinstimmen.
Bei meinem letzten Date möchte ich allerdings betonen, dass es genau andersherum der Fall war.

Ich traf mich mit Alex, da wir wirklich überaus charmant mit einander geschrieben hatten. Lange war mir nicht mehr ein solch amüsanter Gesprächsflow passiert und so war die Neugier auf jenen Mann, der in seinem Profil auf zwei von drei Bildern eine Sonnenbrille trug, doch größer als die Sorge, die Sonnenbrille könnte sein Bild massiv trügen. Und nein, sie war es schlussendlich nicht, die das reale Bild von Alex veränderte. Vielmehr enttäuschte mich seine reale Erscheinung dahingehend, dass er schlichtweg 10 Jahre älter aussah, als es seine Tinder-Bilder hätten vermuten lassen.

War es der fehlende Hoody? War es der „Künstler-Schal“, welchen ich sonst nur von Mittvierzigern kannte? So ganz konnte ich es an keinem Detail ausmachen, nur war ich beim ersten Aufeinandertreffen wirklich enttäuscht. Auf seinen Bildern, welche augenscheinlich beim Campen oder gar auf einem Festival entstanden sein mussten, wirkte er wie ein cooler Typ, der das Leben ganz entspannt genießen kann. Sein Schreibstil war ebenfalls locker und ließ bei mir ein wirklich schönes Bild von Alex entstehen.

Ein Bild, dass die Realität zunächst wirklich kaputt zu machen wusste. Es schien, als sei schlagartig all der Charme, welchen ich ihm zugeschrieben hatte, verflogen. Nichtsdestotrotz spazierten wir eine Weile zusammen durch die Parks des Berliner Südens und versuchten einander nun auch in Realität näher kennenzulernen. Mir schien, als sei seine Sicht auf unser Kennenlernen dabei vollkommen konträr zu der meinen verlaufen, denn als ich nach etwa 2 Stunden des Spazierens durchaus fein damit gewesen wäre, wenn sich unsere Wege wieder getrennt hätten, fragte er, ob wir noch eine Kleinigkeit essen gehen wollten. Ich war überrascht und da ich unser Gespräch nun auch nicht grauenvoll fand, trennten sich unsere Wege schlussendlich doch erst nach einem Snack.

Bislang ist es mir noch wirklich selten passiert, dass mich die reale Erscheinung meines Matches so überrascht hatte. Denn sicherlich: Die magische Dreißig scheidet gern die Nation, wenn es darum geht weiterhin „jung“ auszusehen – der eine wirkt wie Anfang Zwanzig, der andere wie kurz vor der Vierzig – dazu können wir wohl wenig beisteuern, nur sollten unsere Bilder doch zumindest ein bisschen mehr das abbilden, was unser Match auch in Echt zu erwarten hat. Steigert ja schließlich auch die Erfolgsaussichten des Dates;)