Das Leben geht weiter… Eine blöde Floßkel wie ich finde, jedoch formuliert sie so schön, was bei mir so aktuell geschieht. Mein Leben geht weiter. Oder sollte ich besser sagen: jetzt geht es richtig los? Nein, beides wäre ungerechtfertig und zudem gemein, denn ich mag ja schon alles ganz gern so wie es war und ist. Fernab dieses pseudophilosophischen Gesäusels versuche ich zu sagen: nicht nur die Kaffeekolumne wird brav fortgeführt in Berlin, es wird auch wieder fleißig getindert. Und siehe da: das erste Date gab es auch schon.
T., 26 Jahre, berufstätig, russische Wurzeln. Tatsächlich schrieben wir fast 10 Tage, bis wir uns schlussendlich auf einen Kaffee am Sonntagnachmittag einigten. Jedoch sei ergänzt, wir haben keine Romane ausgetauscht, sondern einfach oft recht lange für unsere Antworten benötigt und daher nur kürzere Dialoge vor dem Date zustande gebracht.
Sonntagmittag, ich fange langsam an, mich von Schlafi-Schlabberlook auf Gesellschaftstauglich umzustylen und lasse meinen Gedanken zu T. ein wenig kreisen. Ich habe ein wenig Bammel. In seinem Profil stand nicht wirklich viel über ihn und so macht sich die Sorge breit, er könne wohlmöglich zu klein für meinen Geschmack sein. Hm. Durchatmen, ich mache mich auf den Weg. Ekelhaftes Wetter. Dank dieser schwül-feucht-warmen Kombi ist das mit dem Gesellschaftstauglich echt so eine Sache für sich. Die U-Bahn mutiert von Station zu Station mehr zur fahrenden Dampfsauna und eigentlich würde gern nochmal duschen, bevor ich T. gleich unter die Augen trete.
Hilft nur nix, ich bin da. AH! Erschrocken entfährt mir ein zu lauter Aufschrei des Erstaunens. Halleluja, ist der mal ein Riese. T. ist gefühlte (und sicher auch gemessene) 2 Meter groß. Wow. Ich bin platt und fühle mich sogleich ein wenig unbeholfen, denn wenngleich zu klein blöd ist, so groß ist irgendwie auch nicht das Wahre für mich. (Mecker, Mecker…. Ja. Aber isso.)
Nun ja. Wir gehen Kaffee trinken. Oder schweigend Trinken. So ganz will es nicht laufen mit uns. Glücklicher weise schaffen wir es doch noch, diese peinliche Stille aus dem Weg zu räumen und siehe da: wir kommen tatsächlich in ein sehr sympathisches Gespräch. T.entpuppt sich nämlich als Fan diverser Bands und Einstellungen, die auch ich toll finde und so werden wir zunehmend lockerer und wertschätzend gegenüber dem Anderen. Das Resultat: T. möchte sogar noch mit mir Nummern tauschen. Ich bin verblüfft. Augenscheinlich (und auch seinen Berichten zu folge) scheint er meine Devise, man könne über Tinder auch nette Bekanntschaften machen, zu teilen. Wir werden sehen, ob das schlussendlich auch passiert. Das mit dem Knutschen wurde zwar wieder nix, aber dafür hätte ich neben einem Hauch mehr körperlicher Anziehung ja auch einen Trittleiter gebraucht.