Mutti hat ein Date – eine Serie über mein ehemaliges Single-Dasein als zweifache Mutter im Tinder-Jungle. Die Teile 1-3 findet Ihr hier.
Wieder einmal gab es ein Match. Wieder einmal ein Kerl mit Kindern (diesmal aber 4 Stück an der Zahl…). Diesmal deutlich älter als ich (ok, es waren „nur“ 14 Jahre). Die Entfernung war auch noch echt groß zwischen dem Heimatort des „Er“ und Köln. Irgendwie hatte ich wohl den Radius auf 150km erweitert. Aber nun gut. Wenn ich ehrlich bin, waren mir diese größeren Entfernungen durchaus nicht unsympathisch, da man dadurch nicht direkt das Gefühl haben musste, wenn das doof wird, wohnt der zwei Straßen weiter. Und ich meine, Köln ist nun mal echt ein Dorf, wenn es darum geht, Leuten wieder zu begegnen (die man manchmal gar nicht treffen will). Dass man bei Tinder auch auf viele Idioten trifft, war ja auch mittlerweile klar, deswegen: mehr Distanz, desto besser.
Die Tatsache einer 20jährigen Ehe auf dem Buckel und eben 4 Kinder im Spektrum von Volljährig bis Vorschulkind war schon recht einschüchternd. Und dennoch war es wieder einer der wenigen Kontakte, die total nett waren und Spaß machten. Wahrscheinlich war der Kontakt zu mir für ihn erfrischend nach dem Ehe-Aus und für mich war es eben endlich mal ein Mann aus dem Leben, der durch sein Alter etwas mehr Ernsthaftigkeit darein legte.
Irgendwie war es von Anfang an klar, dass das ja nix geben kann. 150km, 14 Jahre Altersunterschied und diverse Päckchen zu tragen. Da müsste schon die große Liebe schlecht hin im Raume stehen, um das alles auszugleichen.
Und trotzdem war es eine schöne gemeinsame gedankliche Reise, in das
was wäre, wenn das passen könnte mit uns?
Wir telefonierten, schickten uns Sprachnachrichten und ließen einander am Leben des Anderen teilhaben. Da der „Er“ des Öfteren beruflich in Köln zu tun hatte, kam es also kurze Zeit später auch zu einem Date. Wir hatten uns schon ziemlich detailreich geschildert, wie so ein Treffen wohl ablaufen konnte. Und irgendwie waren wir dadurch schon einige Schritte weiter, irgendwie schon vertrauter, als bei so einem klassischen mehr-oder-weniger-Blind-Date.
Dazu noch ganz kurz: heutzutage kann man das doch nun wirklich kaum mehr „Blind Date“ nennen, dank WhatsApp, Facebook, Instagram und Co. hat man sich doch bereits in mehreren Facetten gehört/gesehen/gelesen – und sollte man es nicht mit einem absoluten Bild-Aufschneider zu tun haben, dessen bester Freund Photoshop ist, weiß man ja schon, wen man da zumindest so optisch trifft.
Aber nun wieder zurück zu dem „Er“ und mir und unserem ersten Date. „Er“ kam ohne Kinder (zum Glück!), dafür mit Hund. Er war riesig groß (hatte ich nicht geahnt) und unglaublich nett. Zwar benutzte er das gleiche After-Shave wie mein Vater (das war schon etwas ulkig), aber dennoch war es irgendwie spannend zwischen uns.
Ich fasse Geschichten ab einem gewissen Punkt gerne etwas kürzer zusammen und so auch diese: zwei Dates und noch einige lange Telefonate später, stellte ich mir sogar vor, dass das doch irgendwie passen könnte trotz all‘ der schweren Pakete, die wir so mit uns herum trugen. Es war ein erfrischender und auch besonderer Kontakt, den wir hatten. Und auch, wenn es am Ende, nichts wurde, wie Ihr Euch denken könnt, ist da keine Wut oder Ärger oder Ähnliches geblieben.
Ok, als plötzlich aufgrund einer akuten Erkrankung eines Kindes jeglicher Kontakt abbrach, nervte das natürlich. Eine einzige Sprachnachricht übermittelte das für mich damals schwer Nachvollziehbare. Aber wenn ich da ganz ehrlich zu mir gewesen wäre, war die Tatsache des scheinbaren zueinander Passens nur eine Wunschvorstellung einer Single-Mama, die an diesem Kontakt etwas Reizvolles gefunden hatte. Mehr aber auch nicht.
Das ist das Schwierige am Online-Dating – ganz schnell verlieben wir uns in eine Vorstellung von etwas oder sind hingerissen von einem spannenden Kontakt. Aber ist es nicht einfach nur spannend, weil es noch so unkonkret ist? Ist es nicht einfach nur reizvoll, weil es spontan, verrückt und eigentlich überhaupt nicht passend ist?
Ich denke, so war es zumindest bei mir. Neben meinem Mama-Dasein war das etwas Anderes, Neues und Interessantes mit einem Menschen, dessen Leben nicht zu meinem passte.
Und so endete wieder etwas, was nie wirklich angefangen hatte. Darin war ich ja mittlerweile Profi geworden. Und heute mit ein paar Jahren (okay, guten Zwei) Abstand dazu, muss ich sagen das war eine Erfahrung, die mich nicht immens bereichert hat, die mir aber auch nicht geschadet hat. Es wäre falsch zu sagen, dass das eine der doofen Episode war. Es war irgendwie spannend und auch interessant gewesen. Und wieder mal denke ich:
Hey, es gibt doch nicht nur Idioten da draußen auf dem Tinder-Single-Markt, sondern auch einige tolle Menschen, die es wert sind sie kennenzulernen!
Leider leider ist es ja nur irgendwie schwierig aus der „ich-möchte-Dich-gerne-daten-denn-ich-finde-Dich-gut“-Nummer in eine „Du-bist-mein-guter-Bekannter-mit-dem-man-super-reden-kann“-Sache so ohne Probleme zu wechseln, denn dafür stehen uns oft verletzte Eitelkeiten, Stolz und Co. im Weg. Schade eigentlich.
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Ein postverliebtes Dankeschön an Sarah
Sarah bloggt auf dem wundervollen Blog undeinepriseliebe.
undeinepriseliebe beschäftigt sich mit all‘ den schönen Dingen. Kochen, Backen, Reisen, Basteln, der Liebe, Essen, Entdecken, Erleben… und ja dem, was das Leben noch so alles zu bieten hat!
Ich kennen Da einen, der näher an Köln wohnt. 😉
Ich wünsche Dir einen guten Rutsch und glückliches neues Jahr.
LG Sky
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Vielen lieben Dank! Dir auch einen guten Rutsch!
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