Ohja. Dschungelcamp. Die Sendung, welche trotz übermäßigem Quotenerfolg von eigentlich niemandem angeschaut wird. Nein, diesen moralischen Striptease traut sich kaum jemand. Wäre ja auch wirklich zu übel, sich dafür zu outen. Daher übernehme ich das jetzt mal, aber im beruflichen Konsens eines (TV)-Journalisten sprechen wir hierbei ja auch lediglich von Recherche, nicht wahr?
Also, ab in den Dschungel. Oder besser nicht? Denn diese Frage ergab sich neulich während eines Abendessens mit einem guten Kumpel. Dieser hatte sich im neuen Jahr direkt in den Tindergarten gestürzt und versucht sein Glück auf diversen Dates. Mit mäßigem Erfolg, denn zwischen den Zeilen offenbahrte mir mein Kumpel während unseres Essens sein eigentliches Ziel: er sucht eine feste Freundin. Das würde er selbstverständlich nie zugeben, aber warum sonst sollte er selbst bei gut laufenden Dates immer wieder einen Rückzieher machen?
Nunja. Während seiner angesprochenen Dates lief aber auch wirklich nicht immer alles prickelnd. So widerfuhr ihm erneut, dass er an ein Mädel geriet, welche ihm ganz unaufgefordert Nacktbilder von sich schickte. Aha. Allein dieser Umstand lässt schon tief blicken. Selbige Dame war es auch, welche er bereits während des Dates in eine Schublade steckte. Die Rubrik „Grey’s Anatomie“, wie mein Kumpel sie so wundervoll betitelte. Denn für ihn war eines klar: Frauen, welche solch eine „Schwäche“ während des ersten Treffens offenbahrten, konnte intellektuell einfach nicht zu ihm passen. Denn zumeist, so erläuterte er mir seine Schublade weiterführend, sind es eben auch genau jene Frauen, die sich dann auch Sendungen wie das Dschungelcamp ansehen und in ihrem Bücherschrank Werke wie Fifty Shades of Grey horten. Selbstverständlich alle Bände und sich durch das Lesen jener Bücher für belesen halten. Und wenn ihr euch jetzt wie ich während jener Schilderungen schlecht fühlt, so kann ich euch beruhigen: so krass es klingen mag, ist es tatsächlich nicht.
Klar, jeder hat Schwächen und ganz gleich ob sie Greys Anatomie, Gilmore Girls oder Fifty Shades heißen, sie machen uns zu keinem schlechten Menschen. Grundlegend verurteilen wir Frauen ja auch keinen Mann, nur weil er gern mal an der Playsi zockt, nur wenn er uns jene Tatsache als Hobby binnen der ersten Stunden offenbahrt, so würden wir vermutlich auch über ihn urteilen und zumeist formt sich bei solchen Dates auch leider ein ziemlich deutliches Bild unseres Gegenübers.
Es ist folglich nicht das angeschaute Dschungelcamp, sondern die permanente Auseinandersetzung mit dem Nichtigen, was den anderen in eine Schublade befördert und uns auf Dauer eben auch nicht glücklich machen würde. Wie sonst sollte man die unaufgefordert gesandten Nacktbilder erklären? Die passen schlussendlich wirklich nur in den Dschungel.
Die ungewollten Nacktbilder sind tatsächlich unglaublich in Mode beim Onlinedating. Manch ein Herr hat diese ja sogar als Profilbild. Handtücher, Bettwäsche oder eine tief sitzende Jogginghose/eng anliegende Boxershorts geben von vornherein zu tiefe Einblicke in Dinge, die man vielleicht niemals sehen wollte. Ich hoffe, dass sich dieser Trend in Zukunft wieder ein wenig einstampfen lässt, wobei man auf diese Weise gleich wesentlich schneller aussortieren kann, was man nicht will. Hat schließlich alles Vor- und Nachteile *zwinker*
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