MännerLiebelei

#04 Beziehungsgefüge.

Oh ja, Kochen können wir auch mal.

Oder Drachensteigen!

Lass uns mal Longboarden gehen.

Also, die nächste Balkan Beats-Party ist definitiv unsere!

Ich geh auch so gern auf Flohmärkte, lass das mal zusammen in Angriff nehmen.

Die Liste der Unternehmungsideen ist schier unendlich! Und nicht das wir uns falsch verstehen: All diese Ideen entstammen Chats mit potentiellen Dates.

Ist es nicht verrückt? Bis zum Date schreibt man Romane, danach fragen die meisten nicht einmal mehr, ob man gut zuhause angekommen ist. Vielleicht ist das auch OK. Meist merken ja immerhin beide recht schnell, ob es zwischen ihnen einen Flow gibt, oder es eben nur schriftlich ganz gut funktioniert hatte. Nur ist es nicht ebenso gerechtfertigt, an dieser Stelle Kritik zu üben?

Ich finde schon. Zumindest, wenn während des ersten realen Treffens keine Katastrophen passiert sind und man sich halbwegs (gut) unterhalten konnte. Dann könnte man doch auch so anständig sein, dem anderen noch eine letzte Nachricht zu senden:

„Hey, war nett. Aber irgendwie passt das nicht so recht zwischen uns, hm? Ich wünsch Dir alles Gute.“

Einfach auch in solchen Situationen mal ein paar Karmapunkte sammeln. Vorher hat es uns ja schließlich auch nicht gestört, unsere Zeit im Miteinander-schreiben zu verlieren. Und bekannter Maßen verliert dabei so mancher von uns einiges an kostbarer Zeit.

Es ist ein ganz schönes Absurdum, dass wir unsere Zeit hierbei mit zweierlei Maßstäben messen oder sind wir nach einem Date schlichtweg zu feige? Ein guter Freund plädierte in unserer letzten Unterhaltung vor allem auf Letzteres. Viele suchen sich nach einem erfolglosen Date viel lieber den Weg des geringsten Widerstandes und „ghosten“ ihr einstiges Match einfach. Aus den Augen, aus dem WhatApp-Verlauf. Ganz einfach.

Was dabei jedoch schnell in Vergessenheit gerät: Die Gefühle unseres Gegenübers. Denn oft sind jene Geister sich keineswegs darüber im Klaren, was ihr Verhalten schlussendlich bewirkt: Es hinterlässt seine Spuren. Wir landen in einem Kreislauf der Gleichgültigkeiten und vergessen, dass wir mit Gefühlen spielen. Mit Emotionen und damit, dass es eben nicht immer der einfachste Weg ist, kein Wort mehr mit einander zu wechseln. Denn möglicherweise könnten jene Zeilen unserem Gegenüber helfen, einen Haken hinter die Sache zu machen, nach vorn zu blicken und im Irrgarten des Datingwahnsinns nicht vollkommen den Glauben daran zu verlieren, dass es auch noch anständige Menschen gibt. Menschen, denen ihr Gegenüber nicht egal ist. Die sich die Zeit nehmen wollen, ihr Handeln für einen kurzen Moment zu reflektieren und somit dem Anderen genau das entgegenbringen, was doch wirklich jeder verdient: Aufrichtigkeit.