Schreib lieber erstmal mit Bleistift, dann kannst du es nochmal wegradieren.
Es sind genau solche Sätze, welche mir durch den Kopf geistern, als ich wieder einmal begreifen muss, dass etwas schief läuft. Es ärgert mich, macht mich wütend und trotz alledem weigere ich mich vehement dagegen, es irgendwann anders zu machen. Wenn ich jemanden treffe, der es schafft, mich in nur kürzester Zeit mit seinem Wesen zu berühren, möchte ich nach wie vor ich sein. Und dieses Ich ist in solchen Fällen einfach wieder 4 Jahre alt und malt seine Bilder viel zu gern mit den richtig intensiv bunten Filzstiften als mit einem schnöden Bleistift. Selbst Buntstifte können da nichts, niemals werden sie die Strahlkraft eines Filzers erlangen und nach etwas fadem stand mir noch nie der Sinn. Ein solches Bild hält nur eben länger. Und genau das ist, was am Ende verdammt weh tut, wenn man wieder einmal erkennen muss, das die mahnende Vorsicht der Mama eben doch seinen Zweck hatte. Denn leider sind wir nicht alle zwangsweise im Stande erwachsen zu handeln, nur, weil es unser Alter von uns behaupten möchte.
Es sind vermeintlich sehr traurige Zeilen, mit welchen ich mein Schreiben an jenem 14. Februar fortsetzen möchte, doch versteht mich bitte nicht falsch: Ich werde gewiss niemals aufhören an das Gute zu glauben. Viel zu sehr bin ich davon überzeugt, dass es diese ominöse wahre Liebe geben kann. Doch haben mich die letzten Wochen und Monate in diesem Zusammenhang wirklich einiges lehren wollen.
Ich habe gedatet. Natürlich auch im Dezember, denn hey: Könnte ich wirklich jemals so richtig die Finger von den Dating-Apps lassen, wenn am Ende doch wieder die vermeintlich nettesten Nachrichten dabei zustande kommen? Nein. Und so verwundert es auch nicht, dass insbesondere ich immer wieder an jenen Punkt komme, den ich inzwischen fast fürchte: Ich öffne mein Herz. Bin bereit, mich diesem neuen Menschen zu nähern, ihm einen Platz in meiner Gefühlswelt einzuräumen. Was nun zählt, ist vor allem eines: Aufrichtigkeit.
Leider ist das etwas, was man augenscheinlich nicht von jedem Menschen selbstständig erwarten kann. Nein, vielmehr sprechen wir hierbei von etwas, dass man sich zumeist proaktiv einfordern muss. So geschah es zumindest bei einigen Freundinnen recht parallel in meinem engeren Bekanntenkreis. Und auch bei mir kam der Punkt des aktiven Nachfragens. „Wohin führt das hier eigentlich alles?“
Vielleicht ist es auch überhaupt nicht schlimm, den Mut für diese Frage aufbringen zu müssen, doch auf seine Antworten warten zu müssen verlangt mehr als Mut. Es verlangt Geduld und Hoffnung. Hoffnung, dass jener Mensch die Aufrichtigkeit in sich trägt, eine Antwort zu erwidern. Und genau hier sind wir an jenem Punkt, welcher meinen heutigen Artikel ein wenig trauriger erklingen lässt, als er vielleicht eigentlich sein sollte. Denn die Quintessenz vier durchaus charmanter Mädels im Datingchaos des Jahreswechsels war es, dass es eben nicht selbstverständlich ist, eine Antwort auf jene Nachfrage von seinem Gegenüber zu erhalten. Und das verletzt. Es tut weh. Lässt einen ungemein zweifeln und vor allem die Fragezeichen im Kopf ungemein laut werden. „Was habe ich falsch gemacht?“
Nichts. So dürfte die Antwort in den meisten Fällen wohl lauten. Denn falsch hat nur der andere gehandelt, als ihn der Mut verließ, zu seinen Gefühlen zu stehen: Sein Handeln hatte bereits Adieus gesagt, nur aussprechen wollte er es nicht. Dass das jedoch den eigentlichen Schmerz bei uns Frauen schürt, scheint dabei einfach egal zu sein. Das 4jährige Mädchen versteht die Welt nicht mehr. Und so auch die 24jährige: Warum kann man nicht einfach aussprechen, was einem im Kopf schwirrt?
Ich bin häufig wohl so der Bleistiftmaler. Immer für den Ernstfall den Radiergummi parat zu haben, ist vielleicht aus Sicht der Vierjährigen erwachsener, aber sicher auch nicht immer die beste Lösung ;-)… Die innere Vierzehnjährige darf immer erhalten bleiben, vor allem in der Liebe.
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