Mamaleben.

Spread some Love für alle Hebammen!

Selbstverständlich war mir bereits weit vor meiner Schwangerschaft klar, dass Hebammen einen ungemein wichtigen Job machen, welchen man gesellschaftlich viel stärker würdigen müsste. Jetzt, nachdem unser Baby mit jener wundervollen Hilfe das Licht der Welt erblicken durfte und weiterhin von selbiger umsorgt wird, möchte ich es allerdings nur so in die Welt hinausbrüllen: Hebammen sind großartig!

Aber alles auf Anfang. Kaum hielt ich im vergangenen Frühjahr jenen positiven Schwangerschaftstest in den Händen, begann es in meinem Kopf zu rattern. Was sollte jetzt möglichst zügig erledigt werden? Frauenarzt, Krankenkasse, Hebamme. Hebamme! Oh weia, ist es überhaupt möglich, eine in Berlin zu finden?! Die Antwort lautet ja, ABER nur, wenn man sich wirklich direkt mit positivem Test darum kümmert und einen langen Atem mitbringt. Hebammen sind hart umkämpft und zumeist oft schon gut ausgebucht. So kostete es mich gute 50 Anfragen, um genau ein Vorgespräch zu bekommen und damit glücklicherweise direkt einen Treffer gelandet zu haben. Schief hätte das allerdings nicht gehen dürfen, denn andernfalls hätte es mich definitiv noch diverse Anfragen mehr gekostet, fündig zu werden. Meine Hebamme ist allerdings keine Beleghebamme. Für mich soweit OK, denn mein Wunsch-Krankenhaus arbeitet mit einer 1:1 Betreuung im Kreißsaal, sodass es kein Muss für mich darstellte eine Hebamme zu finden, welche auch während der Entbindung an meiner Seite sein würde. Aber auch das gilt heutzutage als Luxus, denn wie spätestens durch die Pandemie allen klar geworden sein sollte: Auch Krankenhäuser sind Wirtschaftsunternehmen und haushalten immer sparsamer. Nicht zuletzt gab es ja aus genau diesem Grund erst im vergangenen Herbst einen umfangreichen Hebammenstreik mehrerer Kliniken hier in Berlin. Zu Recht, aber natürlich währenddessen zulasten all jener Frauen, welche zu diesem Zeitpunkt entbinden wollten.

Dabei ist die Hebammenarbeit so unheimlich wichtig für {werdende} Mütter! Und welchen Unterschied selbige machen kann, wurde mir nicht zuletzt beim Vorgespräch mit der Entbindungsklinik klar…

Viele Frauen schreiben heutzutage einen sogenannten „Geburtsplan“, in welchem sie vorab all jene Wünsche festhalten, die sie gern unter der Geburt berücksichtigt wissen wollen. Wäre eine PDA grundsätzlich erwünscht? Welche Geburtspositionen kann sich die Gebärende vorstellen? Gibt es bestimmte Wünsche bzgl. der Unterstützung durch den Partner unter der Geburt? Grundsätzlich erscheint das Schreiben dieses Plans zunächst absolut sinnvoll, denn vollkommen unabhängig von dessen schlussendlichem Inkrafttreten ist allein das Verfassen eine wundervolle Gelegenheit sich bewusst mit wichtigen Fragen rund um die Geburt auseinanderzusetzen. Immerhin neigen wir ja nur allzu gern dazu, den wirklich unangenehmen Part möglicher Interventionen zu verdrängen. Sicherlich ist das OK, aber besser man macht sich im Vorfeld und in aller Ruhe einmal seine Gedanken dazu, als am Ende unter Zeitdruck eine übereilte Entscheidung treffen zu müssen oder gar nicht mehr selbst im Stande für eine ein eigene Wahl zu sein. So schrieb auch ich meine Gedanken rund um die Geburt in einem solchen „Plan“ nieder und brachte diesen selbstverständlich auch zum Vorgespräch mit in die Kliniken.

Richtig gelesen, ich habe mich in zwei Krankenhäusern vorgestellt. Hintergrund dessen war die etwas größere Entfernung zu meiner Wunschklinik. Würde am Ende wiedererwartend etwas schief gehen oder wir schneller ein Krankenhaus aufsuchen müssen, wäre die Distanz doch ein wahrer Risikofaktor. Nun, und da ich dann auch nicht in irgendeine Klinik hätte fahren wollen, meldete ich mich sicherheitshalber für ein Back-Up an.

An dieser Stelle dürft ihr gern mich gern als überengagierte Erstlingsmama betrachten, jedoch sollte ich durch exakt jenen Umstand einmal mehr in meinen eigentlichen Wünschen bestärkt werden, denn jene Gespräche unterschieden sich überaus prägnant. Während Klinik Nummer eins mich direkt unkommentiert mit einem Stapel von „notwendigen“ Formularen über Narkosen, PDA und anderen „möglichen“ Interventionen konfrontierte und meinen „Plan“ an so mancher Stelle hinterfragte, sprach Klinik Nummer zwei voll und ganz meine Sprache. Statt die Geburt wie einen abzuklärenden Eingriff zu besprechen, erläuterte mir eine grundsympathische Hebamme die Hebammenarbeit der Klinik. Ein Blick auf meinen Plan wurde dabei schlagartig obsolet, denn hier würde man genau so agieren, wie ich es mir wünschte. Dabei wurde mir auch ein weiterer Berg von grausamen Formularen erspart und lediglich ein Schein zur PDA ausgehändigt, dem allerdings ein erklärendes Schreiben der Hebammen beigefügt war, welches deren Sicht auf diese vermeintlich essentielle Unterschrift meinerseits noch einmal erklärte. In diesem Moment war mir klar: Ganz gleich wie, aber die Entfernung zu Klinik Nummer zwei würde ich auch bei größtem Schmerz durchstehen. Zu perfekt passten jene Vorstellungen zu den meinen, zu sympathisch war der Gedanke, von einer Hebamme wie jener aus dem Vorgespräch unter der Geburt betreut zu werden.

So kam es am Ende auch und damit wurde mir jene Wunsch-Geburt zuteil, welche ich mir sehnlichst erhofft hatte. Sicherlich waren auch die natürliche Umstände meiner Schwangerschaft ein maßgeblicher Faktor für meine rundum eingesetzte Glückseligkeit nach der Entbindung, aber einen sehr großen Teil dessen kann ich hierbei wirklich nur den beiden Hebammen zuschreiben, welche mich auf diesem Weg begleitet haben. Ihre Betreuung, teils lediglich ruhend-beobachtend, teils klar anleitend, stets unterstützend – haben mich das Abenteuer Geburt durchweg als positive Erfahrung erleben lassen und dafür bin ich ungemein dankbar. Denn nein, dass ist keineswegs selbstverständlich!

Vorallem nicht in Großstädten wie Berlin, wo sich der Hebammenmangel gleich doppelt und dreifach bemerkbar macht. Hier sieht der „gemeine Klinik-Standard“ schnell mal anders aus. Dann jongliert am Ende eine Hebamme zwischen mehreren Kreißsälen und dahin sind Ruhe und Geborgenheit für die werdende Mama. Ein individuelles Einführen in die jeweilige Geburtssituation wird schlichtweg nicht möglich und es geschieht im Zweifelsfall, wovor mir mein erstes Vorgespräch ein wenig Angst machte: Es kommt zu teils ungewünschten und möglicherweise auch nicht notwendigen Interventionen. Denn wie erklärten Sissi Rasche und Karen Dannhauer doch gern mal so schön in ihrem Hebammen-Podcast: Eine warme Wanne kann so manche PDA ersetzen. Doch auch für die Wanne braucht es ein wenig Zeit…

Darum: Ganz viel Liebe für alle Hebammen, die jeden Tag ihr Bestes geben und den durchweg natürlichen Prozess einer Entbindung genau so begleiten, wie es Mutter und Kind in jener Situation brauchen.