Und auf einmal war er da, der Geburtstag unseres Kindes. Neun Monate lang hatten wir diesem Tag entgegen gefiebert und auf einmal begann sprichwörtlich ein neues Leben. Wie oft hatte man sich gemeinsam vorgestellt, wie es wohl sein würde. Die Geburt, die ersten Momente, diese unfassbar verrückte Erfahrung, das EIGENE Kind in den Händen zu halten… nun war es bei uns so weit und all jene Emotionen des Moments wird man wohl nie so recht in Worte fassen können. Dafür aber gewiss ein Leben lang als unglaublichste Erfahrung im Herzen tragen.
„Wir sind jetzt eine Familie.“
Mit glasigen Augen kam mir jener Satz über die Lippen, als wir mit unserem Baby zum ersten Mal in unserer Wohnung standen. So bewusst, wie ich jene Worte ausgesprochen hatte, so unfassbar verrückt erschienen sie uns beiden zugleich.
Familie. Ein neues Wir, welches jetzt real geworden ist und so ein großes Abenteuer für uns sein wird. Denn wir finden uns nun in neuen Rollen wieder. Sind nicht länger nur ein Liebespaar, sondern ebenso Mama und Papa. Sind nicht länger nur die Kinder unsere Eltern, sondern die Eltern ihres Enkelkindes. Und all das passierte von jetzt auf gleich.
Das solch ein einschlägiges Ereignis zunächst ein großes Chaos erzeugt, erscheint nur folgerichtig: Da ist schließlich ein neuer Mensch, welcher sich auf einmal in einer Welt wiederfindet, die nichts mehr mit dem wohligem Schlaraffenland in Mamas Bauch zu tun hat und dessen Sprache das kleine Wesen auch noch lange nicht sprechen kann. Ebenso wenig fühlt es sich zumeist verstanden, denn trotz aller Mühen, sich mit größtmöglicher Lautstärke mitzuteilen, scheint sein Umfeld noch lange nicht zu wissen, was es doch eigentlich am dringendsten benötigt. Aber es wird. Nach und nach versteht man sich besser, nur wird dabei auch eines schnell klar: Den Takt gibt nun vor allem ein Familienmitglied an, das Baby.
Das dem so sein würde, dürfte wohl vorab allen Eltern klar gewesen sein. Doch was es am Ende wirklich bedeutet, konnte sich unter Garantie niemand ausmalen.
Eltern sein. Das bedeutet ein ganzer Berg an Verantwortung und gleichwohl eine große Belastungsprobe für die bisher geschaffenen Strukturen. Damit dieses neue Wir funktionieren kann, braucht es eine wirklich gute Kommunikationsbasis. Denn wie zuletzt in meinem Beitrag zum Mama-Alltag verdeutlicht, geht ein Leben mit Baby in großem Maße mit Verzicht einher. Ein Verzicht, welchen schlussendlich beide Partner gleichermaßen zu spüren bekommen, jedoch selbstverständlich in komplett anderer Form erleben. Während zumeist die Partnerin durch ihre Rolle als stillende Mutter zu einer Einheit mit dem Baby verschmilzt, gerät der frisch gebackene Papa tagtäglich in den Konflikt gern mehr helfen zu wollen, aber den Restriktionen der Natur hoffnungslos ausgeliefert zu sein. Und hierin liegen unzählige Missverständnisse verborgen, denn auch Mama und Papa müssen für sich eine neue Sprache lernen.
Für mich war es glaub der Moment, als die Fruchtblase sprang, welcher unsere Beziehung bereits auf ein anderes Level begab. Denn in jener Situation verlor ich fast schon schlagartig jede Sorge und Hemmungen, über welche sich Frauen bis zum Zeitpunkt der Geburt nur allzu gern den Kopf zerbrechen: Nasse Hose? Durchfall? Rasieren vergessen? Pf! Hier passiert grad etwas so viel Größeres. Etwas, dass dem werdenden Papa spätestens im Kreißsaal so richtig klar wird.
Und dann hält man es auf einmal wirklich in den Händen, das eigene Kind. So fertig, so perfekt, so fragil, so unbeschrieben. Wir werden es sein, welche das Leben dieses kleinen Wesen so unfassbar prägen werden, wir tragen die Verantwortung. Und genau deswegen müssen wir ab jetzt unsere Team-Qualitäten einmal mehr unter Beweis stellen. Als Paar und eben erst recht als Eltern. Denn nur als Wir funktioniert das System Familie. Ein Wir, welches in dieselbe Richtung blickt. Dieselben Werte vertritt und sich gemeinsam den Rücken stärkt, sollte es mal Gegenwind erfahren.
Und auch wenn ich uns zuschreibe, dass wir das nächste Level schon erreicht haben, so stehen wir doch noch immer erst am Anfang und müssen uns weiterhin finden in unseren „neuen“ Rollen. Und dabei hilft nur Reden.
❤
Genau so!
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