Freitagabend. Ich habe Besuch von einer lieben Freundin, die seit Ewigkeiten tatsächlich ihren zweiten Berlinbesuch schafft und von mir zunächst einige Touri-Spots präsentiert bekommt. Da Spazieren gern durstig macht, landen wir nach drei Stunden Power-Sightseeing in einer Bar auf der Simon-Dach-Straße. Wir suchen uns ein gemütliches Plätzchen und ordern Cocktails. Ein fabelhafter Wiedersehen-Abend, der seinen perfekten Ausklang finden soll.
Hätte man meinen können, nun ja. Lustig wurde es sofort, wenngleich wir auch für etwas weniger Entertainment dankbar gewesen wären. Aus dem Nichts erscheinen zwei Typen, geschätzt Ende Zwanzig/Anfang Dreißig und zunächst auch höflich, denn immerhin fragten sie, ob die beiden Plätze neben uns noch frei seien. Ja, setzt euch.
DAS war ein Fehler. Wobei, wir haben ja schließlich nachträglich eine tolle Geschichte. Kaum saßen die Beiden, begann Simon seinen Vortrag. Und „verlobte“ sich prompt mit meiner Freundin, die unterdessen doch ziemlich perplex war, denn nach zwei Sätzen hätte man gewöhnlich anderes erwartet. Ohne Option, seinem Redeschwall zu entkommen, laberte Simon als gäb´s kein morgen mehr. Was wir denn machen? Ob wir studieren? Was wir denken, dass er beruflich macht (man tippt auf Kirmes-Buden-Betreiber oder Handy-Vertrags-Fuzzi, bei seinen Redekünsten)? Und ob meiner Freundin denn klar sein, dass sie morgen in seinem Bett aufwachen würde?
WOW. Du hast mal dicke Eier, Junge. Statt fluchtartig in einen Schreianfall überzugehen und seine Dummheit zu bedauern, entschieden wir uns für Lachen, Nicken und Grinsen und gaben uns unserem Schicksal hin. What a Freak…
Augenscheinlich blitzte jedoch auch ihm irgendwann der Gedanke, dass er bei uns auf Granit beißt mit seinen hinterwäldlerischen Flirtkünsten und so verschwand er kurzweilig. Endlich bekamen wir Gelegenheit, seinen Freund zu interviewen. Es bestätigte sich, dass M. in jeder Hinsicht der Vernünftigere der beiden war. Er schlug weder verbale Hacken, noch sehnte er sich danach, die 100 bald voll zu bekommen. Er war bodenständig und augenscheinlich einfach seit der Schule an Simon gebunden, ein echter Freund eben. Erträgt alles, lässt abschreiben und hilft dem Tollpatsch wenn nötig aus der Klemme.
Nun. Schade, Simon fand doch schneller als erwartet seinen Weg zurück an unseren Tisch und verfiel in einen neuen Laberflash.
In der Kürze seiner Abwesenheit, hat der Freak es allen ernstes geschafft, mit VIER Mädels Nummern zu tauschen. UND jetzt kommt das Allerschlimmste: sie schrieben ihm auch noch! Meine Freundin konnte auf sein Handy spähn und traute ihren Augen nicht. Der kommt mit seiner Show echt durch. Arme Frauenwelt. Warum nur?
Kopfschüttelnd tranken wir unsere Cocktails und verließen Simon Dach, 31. Sorry, Honey.