Man hat Freunde, von denen bekommt man stets die gleiche Geschichte zu hören. Das kann manchmal recht unterhaltend sein, oftmals neigen diese Freunde jedoch vielmehr dazu, einen zur Weißglut zu treiben. Und in meinem Falle stelle ich mir immer wieder die Frage: Vielleicht sollte ich Johanna und Max einfach mal einander vorstellen?
Mit Sicherheit. Würden die beiden nicht knapp 300km trennen, hätte ich diesen Gedanken auch gewiss schon einmal in die Tat ungesetzt.
Zu Ostern hatte ich nämlich direkt das doppelte Vergnügen. Zunächst traf ich Johanna in unserer gewöhnlichen Mädelsrunde, wie sie seit Schultagen existiert. Es war mal wieder höchst amüsant, Johannas Kommentaren zu folgen, die sie zu unseren Bekannten auf Lager hatte. „Die ist schwanger, Er ist ja seit Jahren vergeben, Sie heiratet bald, Er hat auch schon zwei Kinder“ – wohl niemand außer Johanna war im Stande, sämtliche Beziehungsgefüge so perfekt zu kennen. Und dafür musste Johanna nicht einmal viel tun. Liebesinformationen ihres Umfeldes brannten sich vermutlich ganz unbewusst in ihr Gehirn, ohne, dass sie das überhaupt wollte. Johanna ist nun seit gut einem Jahr Single und damit verdammt unglücklich. Fernab von Kindern, gemeinsamer Wohnung und Hochzeitsambitionen – so hatte sie sich ihr 27jähriges Selbst nie ausgemalt. Auf dieser Liste sollten vielmehr sämtliche Häkchen gesetzt sein. Einen Zustand, den vermutlich viele Endzwanziger-Singles mit ihr teilen. Wie auch mein Kumpel Max. Gebeutelt von den überaus fruchtbaren Beziehungsgefügen seiner älteren Geschwister, hält ihm allein seine Familie einen mehr als deprimierenden Spiegel vor Augen. Gefangen im Zugzwang steckt er fest im Mühlrad der dauerhaften Pirsch, die, wie sollte es anders sein, aus genau diesem Grund heraus zumeist erfolglos bleibt.
Seine letzte Enttäuschung passierte an Ostern. Nach einigen Wochen kindischem Hin-und Her hatte sich seine Perle dann schlussendlich doch mal erbarmt auf Max‘ Nachfragen einzugehen und sich auch verbal von ihm zu trennen. In diesem Fall konnte jeder Außenstehende nur applaudieren. Denn auch wenn es Max wirklich das Herz brach, so war doch besser beraten mit dem Ende dieser Liäson. Telefonjoker des Liebesaus war, wie schon angekündigt, ich. Und der bin ich gern, nur fand sich Max wie so oft prompt im altbekannten Mühlrad der Gedankenwelt des ewigen Singles wieder. Statt aufzublicken, sah er wieder mal die Chance auf Haus, Hochzeit und Heissasa mit seinen Kindern hinfort rennen. Immerhin fand er seine Perle perfekt dafür.
Max und Johanna – meine kleinen Pinguine. Immer auf der Suche nach der Liebe, der Ehe, den Kindern. Der für perfekten Zukunft. Ich wünsche es ihnen von Herzen, nur viel mehr wünsche ich den beiden ein bisschen mehr Glaube an sich selbst. Denn so krampfhaft wie sich ihre Suche nach der Zukunft gestalten, so sehr fliegt das Jetzt an ihnen vorbei und für meinen Geschmack sollten die Beiden das Jetzt doch wirklich etwas mehr schätzen und genießen. Dann fällt vielleicht auch das Suchen wieder etwas leichter.