„Eine postverliebte Hommage an das analoge Leben“ – so lautet die Beschreibung meines Blogs, welcher nun fast ein Jahr unter der Domain „Briefkastenliebe“ zu erreichen ist. Mein kleiner Neologismus, welchen ich genau aus jenem Impuls so betitelt habe. Seit Kindertagen liebe ich es, Post zu bekommen und anderen auf selbigem Wege eine Freude zu bereiten. Ich finde es unendlich wichtig, analoge Kommunikationswege pflegen, denn bei all dem digitalen Wahnsinn, welcher inzwischen unseren Alltag bestimmt, ist es umso wundervoller, auch hin und wieder auf tradiertem Wege Neuigkeiten auszutauschen.
Ein Gedanke, welcher auch Simone vom Blog „Poesieapotheke“ umtrieb und sie gemeinsam mit Gina Schöler, Glücksministerin und Begründerin des Kunstprojekts „Ministerium für Glück und Wohlbefinden„, dazu bewegte, die Aktion #schreibdichglücklich anlässlich des Weltglückstags am 20.März ins Leben zu rufen. Das Prinzip der Aktion ist einfach: Anmelden, Adresse eines anderen Teilnehmers erhalten & am 20.3. einen Fremden mit einer Portion Briefkastenliebe glücklich machen.
Wie es dazu kam, wie ihr mitmachen könnt und weshalb Glücklich sein so leicht sein kann, dass haben mir Simone & Gina im Interview verraten:
1. Wie kam euch die Idee, die Aktion „SchreibDichGlücklich“ ins Leben zu rufen?
Simone/Poesieapotheke: Mir kam die Idee zur Aktion im Sommer 2016. Ich erzählte Freunden davon und bekam eine sehr positive Resonanz, die ich so gar nicht erwartet hätte – vor allem, nachdem so wenige Briefe noch geschrieben werden.
Als ich Gina die Idee vorstellte, war sie sofort dabei und so nahmen die Dinge ihren Lauf, bis „SchreibDichGlücklich“ entstand und in die Welt hinausging ;).
Wir haben die Themen Schreiben (und zwar mit Papier und Stift) – mein Thema – und das Glück – Ginas Thema – einfach zusammengebracht. Und das passt auch sehr gut, denn durch Schreibprozesse kann nachweislich das Wohlbefinden gefördert werden und damit auch das kleine und große Glück.
2. Steckt dahinter einfach „nur“ der schöne Gedanke oder schreibt ihr auch selbst gern?
Simone/Poesieapotheke: Beides 😉 Dank meiner poesietherapeutischen Ausbildung konnte erleben, wie das Schreiben Menschen zusammenbringt, wie eine Nähe dadurch entstehen kann und das Gefühl verstanden und gehört zu werden – etwas, das ich in unserer Zeit der „Einzelkämpfer“ sehr wichtig finde. Der Kontakt zu Menschen ist eine wichtige Quelle für ein glückliches, zufriedenes Leben. Und mit dem alten Briefe schreiben hat man die Möglichkeit wieder mit den Händen aktiv zu sein, die eigene Handschrift wiederzuentdecken, sich Zeit zu nehmen und mit Geduld und Ruhe einer Tätigkeit nachzugehen. Das ist der Gedanke dahinter.
Ich selbst schreibe aber auch sehr gerne und viel – egal, ob es sich um Prosatexte, Lyrik oder Essays handelt, ums „Gedanken-auf-Papier-bringen“, um Dankesbriefe an liebe Menschen und und und.
3. Ihr schriebt bereits, dass die Aktion auf zahlreiche Resonanz stößt – werden aufgrund dessen weitere analoge Aktionen des Ministeriums folgen bzw. sind generell weitere analoge Glücksinitiativen geplant?
Gina: Die Resonanz ist tatsächlich riesig. Die Aktion ist erst ein paar Tage online und es sind bisher über 1500 Teilnehmer weltweit! Von Peru bis Australien hat sich das bereits rumgesprochen.
Das Ministerium hat neben den ganzen Veranstaltungen, Angeboten wie Workshops oder Vorträgen oder Street Art Aktionen bereits viele analoge Mitmach-Aktionen geplant, oft auch für den Weltglückstag. So gab es den Pausenstuhl, die Bank der Begegnung, das Erste Hilfe Glücks-Set, Konfetti to go, die Danke-dass-es-dich-gibt-Aktion, Bauklötze staunen… Das Ministerium arbeitet viel mit unkonventionellen, bunten Ideen, welche alltagstauglich sein und zum Mitmachen animieren sollen. Jeder kann sozusagen zum Glücksbotschafter werden, in dem er das Gute in seinem Wirkungskreis verbreitet.
4. Gina, Du hast Dich auch in Deinem Buch „Das kleine Glück möchte abgeholt werden: 222 Anstiftungen vom Ministerium für Glück und Wohlbefinden“ mit der Thematik des Glücklichseins auseinandergesetzt. Wie lautet Deine Resonanz und vor allem: würdest Du von Dir behaupten, glücklich zu sein?
Gina: Seitdem ich mich so intensiv mit diesem Thema beschäftige, hat sich mein Blick für das Gute schon sehr gewandelt. Als sei es ein Muskel, den man trainieren kann. Ich würde von mir behaupten, dass ich glücklich bin – Ja. Aber: Das heißt nicht, dass ich ein dauergrinsendes Honigkuchenpferd bin und bei mir immer alles rund läuft. Da geht es der Glücksministerin wie jedem anderen Menschen auch. Es gibt Höhen und Tiefen, schwere und hohe Zeiten. Aber ich habe meinen Fokus neu gesetzt, meine Antennen funktionieren, seitdem das Projekt in meinem Leben ist, anders. Ich möchte behaupten, dass ich schon immer ein positiver Mensch war, nur hab ich es damals nicht so bewusst wahrgenommen. Das ist nun anders. Und bestärkt wurde das natürlich nochmal als ich mich auf die Suche nach all den Mini-Momenten, die im Buch beschrieben sind, gemacht habe. Plötzlich sind sie überall und man wird „süchtig“ danach, sie zu suchen, zu finden, wachsen zu lassen und weiterzugeben. Achtung, Glück hat Nebenwirkungen!
5. Das Ministerium für Glück und Wohlbefinden sieht sich als Impulsgeber für mehr Glück im Alltag – ein schöner Gedanke, nur warum direkt „Ministerium“?
Gina: Das Ganze resultiert aus einem Hochschulprojekt. Damals war es die Aufgabe, eine Kampagne zu skizzieren, die einen Wertewandel in der Gesellschaft begleitet und gestaltet. Als Impulsgeber hatten wir das kleine Land Bhutan, wo bereits das Bruttonationalglück gemessen wird. Anhand der Metapher hat sich im Laufe der Jahre eine große Initiative entwickelt, welche auf unterschiedlichste Art die Menschen inspiriert und auf dem Weg zum (Bruttonationale)Glück begleitet. Dieses interaktive Kunstprojekt ist seit einigen Jahren mein Beruf und es gibt nichts tolleres als als Glücksministerin europaweit für das Glück unterwegs zu sein!
Vielen herzlichen Dank an Gina & Simone für das Interview und ihre fabelhafte Aktion!
Und hier nochmal alle Infos zur Aktion #schreibdichglücklich für euch in Kürze:
#SCHREIBDICHGLÜCKLICH
Kleine Worte, große Wirkung: Mit einem Brief zu mehr Verbundenheit
Auf die Stifte, fertig, los!
Und so geht‘s:
► Maile deine Postadresse bis zum 28.02. an: Glueck@MinisteriumFuerGlueck.de
► Am 01.03. bekommst du eine Adresse zugelost und jemand anderes bekommt deine.
► Dann geht die Post ab: Du schreibst bis zum 20.03. (Weltglückstag) einer fremden Person einen Brief und bekommst wiederum einen von jemandem.
► Lass deiner Kreativität freien Lauf. Es gibt keine Vorgaben. Als Starthilfe bekommt jeder eine andere Frage gestellt, auf die man Bezug nehmen kann.