analog · Brieffreundschaft

Zettelkisten.

Home Sweet Home. Ganz traditionell verbringe auch ich meine freien Ostertage im Hotel Mama. Da ein solcher Besuch bei mir tatsächlich Seltenheitsfaktor aufgrund großer, räumlicher Distanzen hat, ist es umso spannender, die Nächte in „meinem“ Zimmer zu verbringen.

Mich fasziniert wie fremd mir meine eigenen vier Wände geworden sind und gleichzeitig liebe ich es, in diesem „meins“ zu sein und „meine“ früheren Schätze zu begutachten. Meine Eltern sind wundervoll, kein einziges Stück meiner kleinen Welt unter ihrem Dach haben sie bislang verbannt. All meine Sachen werden hier wohl behütet. So stoße ich des öfteren auf diverse Kartons voller Briefe und Zettel. Ja, die Leidenschaft zur analogen Kommunikation kommt nicht von ungefähr;)

Darin befindlich sind neben Urlaubskarten, alten Brieffreundschaften und natürlich auch dem ein oder anderen Liebesbrief, Zettel aus dem Unterricht. Und davon eine ganze Menge. Stundenlang haben wir auf ihnen die augenscheinlichen Belanglosigkeiten des Alltags diskutiert. Nur waren sie nie belanglos für uns. Stress mit den Eltern, die Frage nach dem richtigen Party-Outfit, Wochenendpläne, Schwärmereien – alles Wichtige wurde Stunde um Stunde auf den Schipseln unserer Collegeblöcke niedergeschrieben und analysiert.

Wenn ich diese Zettelchen heute lese, kann ich mich über vieles sehr gut amüsieren und werde umso dankbarer, dass niemand auf die Idee kommt, mich dieser fabelhaften Erinnerungsstücke zu berauben.

Unter ihnen befindet sich auch einer der bislang größten Zettelschätze: meine Trauzeugen-Rede für meine beste Freundin. Ja, bereits in Klasse acht und neun haben wir genau geplant, wie ihre Vermählung ablaufen wird, wie ihr Kleid aussehen würde und welche Gravur ihre Eheringe bekommen sollten. Im vergangenen Sommer war es dann soweit, knapp 10Jahre später benötigte ich exakt diesen Zettel. Als sie mich fragte, ob ich ihre Trauzeugin würde, war mir nicht mehr in Erinnerung, dass sie mir diese Frage nicht zum ersten Male stellte, aber ich wusste, dass wir schon in unserer Jugend viel darüber sprachen, wie IHR Tag einst aussehen sollte. Als ich DEN Zettel fand, war ich verzückt.

Danke, meine Zettelkiste.

2 Kommentare zu „Zettelkisten.

  1. Hi das ist der Grund warum man etwas aufschreibt. Man hat es noch. Auch in 30 Jahren und kann es öffnen und lesen. S geht nicht verloren wenn das Telefon kaputt geht. Es so denn man räumt auf oder zieht um und mistet aus.

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